HIER: Sammelplatz für Plattenkritiken: QUEEN ...
Moderators: Andreas Streng, Breakthru
- Juan
- A Kind Of Magic
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HIER: Sammelplatz für Plattenkritiken: QUEEN ...
Geht es euch auch so, daß das Forum mit seinen vielfältigen Inhalten ein wenig unübersichtlich wird?
Deshalb mache ich heute mal wieder einen Vorschlag.
Wie wäre es, speziell alle PLATTENKRITIKEN zu den QUEEN-Veröffentlichungen mal an EINEM ORT zu bündeln!
Warum? Um diese Informationen auf längere Dauer gesehen besser wiederfinden zu können, auch wenn Sachen schon 'gelaufen' sind.
OK, wir wissen, daß manche in der Vergangenheit veröffentlichte Rezension nicht der Rede wert war. Aber es gab & gibt auch interessante Ausnahmen. So können wir das für jede Scheibe machen - und mit der Zeit kann man immer "mal eben fix nachgucken".
Ich mache hier einen Anfang mit dem Album QUEEN II.
Herrlich blasiert
Von Matthias Schönebäumer
Alte Platten neu gehört: Mit ihrem zweiten Album zeigten Queen Mitte der Siebziger, welch fantastische Rockband sie waren. Lustvoll schoss die Band übers Ziel hinaus.
Es gilt als ewiges Menetekel der Rockmusik: das zweite Album. Dass auch eine Band wie Queen mit dieser Last zu kämpfen hatte, scheint angesichts des Erfolgsmusicals We Will Rock You und der gruseligen Schändung Queen & Paul Rogers nahezu unmöglich. Hatte diese Band nicht schon immer Hits? Keineswegs.
Als sich Queen im August 1973 in den Londoner Trident-Studios einschlossen, hatte ihr namenloses Debütalbum von den Kritikern allenfalls gut gemeintes Schulterklopfen erhalten. Mit dem Nachfolger langten die vier Musiker dann ordentlich hin: Zum ersten (und auch letzten) Mal versuchten sie sich an einem Konzept-Album. Die Platte unterteilten sie in die White Side und die Black Side, in den Texten ließen sie allerlei fantastisches Personal herumspuken. Bizarr und düster, theatralisch und maßlos übertrieben – Queen II hielt, was das imposante Coverbild des Starfotografen Mick Rock versprach.
Wer Queen II auflegt, betritt ein barockes Schloss voller Geheimgänge und Falltüren. Immer wieder öffnen sich neue Wandelgänge, Korridore und dunkle Hallen. Zu den orchestralen Gitarren von Procession schreitet es sich noch erhaben durch das Haupttor, wenig später schon lustwandelt man mit der White Queen durchs Efeulabyrinth. Dazu spinnen Queen einen dunklen Baldachin aus unzähligen Gitarrenspuren, Chorgesängen und pittoresken Klavierverzierungen. Für The Fairy Feller’s Master-Stroke ließ sich der Kunststudent und Sänger Freddie Mercury von einem Gemälde des viktorianischen Malers Richard Dadd inspirieren: Über rasende Cembalo-Akkorde schichtet die Band immer wieder neue Gesangsspuren, wirbelt Stereoeffekte und Instrumente durcheinander. Im Text lässt Mercury der englischen Exzentrik freien Lauf: “Oberon and Titania watched by a harridan / Mab is the queen and there’s a good apothecary-man”.
Die Band konnte offenbar selbst nicht glauben, welch seltsames Etwas sie da im Studio erschaffen hatten. Um dem Verdacht der technischen Mogelei zuvorzukommen, ließ sie den Hinweis “Nobody played the synthesizer“ auf die Hülle drucken. Ein Satz, der bis in die achtziger Jahre auf jedem Queen-Album zu lesen war.
Wie auf einem Gemälde trugen Queen Schicht um Schicht auf, um den ganzen Zauber am Schluss noch einmal kräftig überzupinseln. Barocke Klaviere, Heavy-Metal-Attacken, romantisches Folk-Gezupfe, weinende Gitarrenwände – alles übereinander, ineinander und aufeinander gestapelt. Immer wieder umrahmen Freddie Mercurys grandiose Chorarrangements das Spektakel und winden sich in sakrale Höhen. Herrlich blasiert und lustvoll schießt die Band übers Ziel hinaus. In seinen knapp 40 Minuten Spielzeit enthält Queen II musikalische Einfälle für die doppelte Spieldauer. Nicht umsonst sollte die Platte ursprünglich Over The Top heißen.
Der Überfluss an musikalischen Zaubertricks und mystischem Firlefanz verdirbt den Genuss nicht, dafür rocken Queen einfach zu gekonnt. Während Bands wie Genesis ihre Gnome und Kobolde unter musikalischen Skurrilitäten begruben, waren Queen längst beim Heavy Metal angekommen. Deutlich sind die Einflüsse von Led Zeppelin und Black Sabbath zu hören. Lieder wie Ogre Battle und Father To Son beweisen, welch hochklassige Rockband Queen eigentlich waren.
Queen II wurde kein Hit, zu extravagant, zu schwer verdaulich war das Drama der Rock-Opern im Taschenformat. Nur selten konnten Fans die Lieder der Platte im Konzert hören, auf der Bühne ließ sich das komplexe Werk einfach nicht nachspielen. Selbst Seven Seas Of Rhye, immerhin das berühmteste Lied der Platte, dürfte nur echten Liebhabern bekannt sein.
In den folgenden Jahren feilten Queen immer weiter an ihrem Klang – so glamourös kunstvoll wie auf Queen II war die Band jedoch nie wieder.
“Queen II” von Queen ist im Jahr 1974 bei EMI erschienen. Ende des April werden die vier Alben aus den Jahren 1974 bis 1976 auf schwerem Vinyl wiederveröffentlicht.
Quelle: http://blog.zeit.de/tontraeger/2009/04/ ... ieben_2499
Deshalb mache ich heute mal wieder einen Vorschlag.
Wie wäre es, speziell alle PLATTENKRITIKEN zu den QUEEN-Veröffentlichungen mal an EINEM ORT zu bündeln!
Warum? Um diese Informationen auf längere Dauer gesehen besser wiederfinden zu können, auch wenn Sachen schon 'gelaufen' sind.
OK, wir wissen, daß manche in der Vergangenheit veröffentlichte Rezension nicht der Rede wert war. Aber es gab & gibt auch interessante Ausnahmen. So können wir das für jede Scheibe machen - und mit der Zeit kann man immer "mal eben fix nachgucken".
Ich mache hier einen Anfang mit dem Album QUEEN II.
Herrlich blasiert
Von Matthias Schönebäumer
Alte Platten neu gehört: Mit ihrem zweiten Album zeigten Queen Mitte der Siebziger, welch fantastische Rockband sie waren. Lustvoll schoss die Band übers Ziel hinaus.
Es gilt als ewiges Menetekel der Rockmusik: das zweite Album. Dass auch eine Band wie Queen mit dieser Last zu kämpfen hatte, scheint angesichts des Erfolgsmusicals We Will Rock You und der gruseligen Schändung Queen & Paul Rogers nahezu unmöglich. Hatte diese Band nicht schon immer Hits? Keineswegs.
Als sich Queen im August 1973 in den Londoner Trident-Studios einschlossen, hatte ihr namenloses Debütalbum von den Kritikern allenfalls gut gemeintes Schulterklopfen erhalten. Mit dem Nachfolger langten die vier Musiker dann ordentlich hin: Zum ersten (und auch letzten) Mal versuchten sie sich an einem Konzept-Album. Die Platte unterteilten sie in die White Side und die Black Side, in den Texten ließen sie allerlei fantastisches Personal herumspuken. Bizarr und düster, theatralisch und maßlos übertrieben – Queen II hielt, was das imposante Coverbild des Starfotografen Mick Rock versprach.
Wer Queen II auflegt, betritt ein barockes Schloss voller Geheimgänge und Falltüren. Immer wieder öffnen sich neue Wandelgänge, Korridore und dunkle Hallen. Zu den orchestralen Gitarren von Procession schreitet es sich noch erhaben durch das Haupttor, wenig später schon lustwandelt man mit der White Queen durchs Efeulabyrinth. Dazu spinnen Queen einen dunklen Baldachin aus unzähligen Gitarrenspuren, Chorgesängen und pittoresken Klavierverzierungen. Für The Fairy Feller’s Master-Stroke ließ sich der Kunststudent und Sänger Freddie Mercury von einem Gemälde des viktorianischen Malers Richard Dadd inspirieren: Über rasende Cembalo-Akkorde schichtet die Band immer wieder neue Gesangsspuren, wirbelt Stereoeffekte und Instrumente durcheinander. Im Text lässt Mercury der englischen Exzentrik freien Lauf: “Oberon and Titania watched by a harridan / Mab is the queen and there’s a good apothecary-man”.
Die Band konnte offenbar selbst nicht glauben, welch seltsames Etwas sie da im Studio erschaffen hatten. Um dem Verdacht der technischen Mogelei zuvorzukommen, ließ sie den Hinweis “Nobody played the synthesizer“ auf die Hülle drucken. Ein Satz, der bis in die achtziger Jahre auf jedem Queen-Album zu lesen war.
Wie auf einem Gemälde trugen Queen Schicht um Schicht auf, um den ganzen Zauber am Schluss noch einmal kräftig überzupinseln. Barocke Klaviere, Heavy-Metal-Attacken, romantisches Folk-Gezupfe, weinende Gitarrenwände – alles übereinander, ineinander und aufeinander gestapelt. Immer wieder umrahmen Freddie Mercurys grandiose Chorarrangements das Spektakel und winden sich in sakrale Höhen. Herrlich blasiert und lustvoll schießt die Band übers Ziel hinaus. In seinen knapp 40 Minuten Spielzeit enthält Queen II musikalische Einfälle für die doppelte Spieldauer. Nicht umsonst sollte die Platte ursprünglich Over The Top heißen.
Der Überfluss an musikalischen Zaubertricks und mystischem Firlefanz verdirbt den Genuss nicht, dafür rocken Queen einfach zu gekonnt. Während Bands wie Genesis ihre Gnome und Kobolde unter musikalischen Skurrilitäten begruben, waren Queen längst beim Heavy Metal angekommen. Deutlich sind die Einflüsse von Led Zeppelin und Black Sabbath zu hören. Lieder wie Ogre Battle und Father To Son beweisen, welch hochklassige Rockband Queen eigentlich waren.
Queen II wurde kein Hit, zu extravagant, zu schwer verdaulich war das Drama der Rock-Opern im Taschenformat. Nur selten konnten Fans die Lieder der Platte im Konzert hören, auf der Bühne ließ sich das komplexe Werk einfach nicht nachspielen. Selbst Seven Seas Of Rhye, immerhin das berühmteste Lied der Platte, dürfte nur echten Liebhabern bekannt sein.
In den folgenden Jahren feilten Queen immer weiter an ihrem Klang – so glamourös kunstvoll wie auf Queen II war die Band jedoch nie wieder.
“Queen II” von Queen ist im Jahr 1974 bei EMI erschienen. Ende des April werden die vier Alben aus den Jahren 1974 bis 1976 auf schwerem Vinyl wiederveröffentlicht.
Quelle: http://blog.zeit.de/tontraeger/2009/04/ ... ieben_2499
Last edited by Juan on 27.12.2011 20:13 Uhr, edited 2 times in total.
"Menschen sind gut darin, Neues zu erfinden, aber sehr schlecht darin, die Folgen abzuschätzen ... Wie weit darf, wie weit soll Forschung gehen? Und wer zieht eigentlich die Grenze?“
(Aus: "Human Nature", britische Doku von Adam Bolt 2019)
(Aus: "Human Nature", britische Doku von Adam Bolt 2019)
ich hab mir mal die Mühe gemacht und meine alten "SOUNDS" Zeitschriften durchgeforstet und nach QUEEN Kritiken gesucht.
Die älteren von uns werden sich noch an die "SOUNDS" erinnern und welchen Stellenwert sie in den 60 & 70er Jahren für den Musikmarkt hatte ! Die Kritiken waren meist "harsch" und teilweise arg unter der Gürtellinie. ( heutzutage unvorstellbar ) Obstruse Newcomer und besonders die Deutschen Elektronik & Krautrock-Bands kamen oftmals sehr gut weg ( außer Jane und Eloy ) , während alteingesessene Internationale Acts regelmäßig zer & verrissen wurden .
hier mal die Original Kritiken aus jener Zeit
QUEEN
Electrola C062-94 519
Traurig, weil kapiert, dass Led Zeppelin nur noch ein schlaffer Luftsack ist, bei Black Sabbath höchstens noch der Dreck unter den Fingernägeln "black" ist, dass es MC 5, Frost, Blue Cheer und SRC nicht mehr gibt? Kein Silberstreif mehr am Heavy-Rock-Heaven? Doch, doch, Queen! Nie gehört? Macht nichts. Ihr, die ihr auf Heavy-Rock steht, das ist eure Platte. (Ich weiß, solche Leute gibt´s unter den SOUNDS-Lesern eigentlich nicht aber ich wage und schreib´s trotzdem). Also, Queen gibt´s schon seit drei Jahren - behauptet jedenfalls der Covertext - und besteht aus Freddie Mercury, Piano; Brian May, Gitarre und Paino; Deacon John, Bass und Roger Meddows-Taylor, Schlagzeug und Percussion.
Und ihre Musik ist - so etwas wie eine perfekte Synthese aus obengenannten Gruppen. (Aber nur zu deren besten Zeiten, wohlgemerkt).
Hat man die Platte auf dem Teller, glaubt man zuerst eine komplette Kompanie Syntehsizer stanze einem das letzte Quentchen Verstand aus der Birne, doch dann nimmt mam mal wieder das Cover zur Hand (weil ja in der Besetzungsliste nichts von Synthesizer stand) und da liest man dann voller Erstaunen folgenden Vermerk: "...and nobody played synthesizer." Wie das? Ja, das ist das Geheimnis von Queen, das eigentlich keins ist. Aber Geduld, ich deck´s auf.
Dieses Geheimnis, das keins ist, ist so´n richtig kleiner Rock-Mythos. Also, Gitarrist Brian May fand in einem abgebrannten englischen Farmhaus einen verkohlten Deckenbalken aus einer ganz seltenen rötlichen Holzart. Aus diesem Balken schnitzte er in monatelanger Arbeit seine berühmte Gitarre. Die Pick-Ups (Burn Tronics) baute er aus einer vergammelten Gitarre aus und lötete sie komplett so um, dass er heute ein ganzes Synthesizer-Orchester auf ihr erklingen lassen kann. Diese Gitarre ist das Fundament der Queen-Musik. Man muss die Platte schon hören, um wirklich zu verstehen, was ich meine.
Kleiner Einschub: Doch irgendwie kamen mir plötzlich Bedenken. Ich dachte: "Wieso hast Du als Schreiber für diese Zeitung eigentlich Bedenken, dass du über eine Gruppe wie Queen schreibst? Die gefällt dir doch unheimlich gut. Wie kommst du eigentlich darauf, dass nach deiner Vorstellung der typische SOUNDS-Leser mit McLaughlin aufsteht und mit Soft Machine zu Bett geht? Es muss doch noch ein paar Leute geben, die auch ein geheimes Faible für so ´ne Musik haben und, wie du, es nicht zugeben wollen oder können."
Zurück zur Queen! Zunächst mal hat die Gruppe das Material für gestandenen Heavy-Rock-Klassiker. Dann ist da, wie gesagt, Brian Mays Traum-Gitarre und zu guter Letzt das Zusammenspiel der Vier und ihre Raumklang-, Chor- und Solo-Gesänge. Tipps: "Keep Youself Alive", auf Seite eins und "The Night Comes Down" auf der Rückseite. Auf dem Jesus-Tripp sind sie auch, eine Nummer heißt schlicht und ergreifend "Jesus". Wenn das aber eine Hommage an ihn ist, dann muss er schon ein ganz schön irrer Typ sein, die Nummer geht zwar sehr soft und pathetisch los, aber dann lässt "Jesus" wahre Metallgewitter auf den Zuhörer los, der bereits, wie ein Pawlovscher Hund, willenlos mit dem Kopf zuckt. Ja, Pathos und speedy Kopfnick-Musik, das ist das einfache und auch alte Rezept für die Queen-Musik. Aber die Zutaten! Die sind´s, die aus dieser Platte ein Stück Musik werden lassen, das den kleinen Grat zwischen banalem Gebumse und Funk-Rock-Klassikern ausmacht.
QUEEN könnte die Platte sein, die manch einer von euch verpasst. - God Save The Queen.
Diese "Plattenbesprechung" ist MO gewidmet.
Jogt
das Debut - Album der Band kam meines Erachtens sehr gut weg und war für mich der Einstieg in die Queen Welt
QUEEN
SHEER HEART ATTACK
EMI C 062-95 025
Es war einmal eine schöne junge Königin , die lebte im fernen England , und deshalb nannte man sie respektvoll Queen. Ihr greiser Hofkantor EMI , über den das Gerücht ging , daß er heimlich mit Südfrüchten handele ( siehe SOUNDS 8/74 ), erkannte schon frühzeitig , daß sie sehr musikalisch war und riet ihr , es doch mal mit einer Plattenaufnahme zu versuchen , einer neuartigen technischen Spielerei , die besonders bei den jungen Leuten in London in Mode gekommen war.
Gesagt , getan Unsere Königin ließ sich mit der Sänfte in ein sog. Studio tragen und produzierte eine Langspielplatte . Und weil sie so bescheiden war , nannte sie diese schlicht "QUEEN" !
Nun lebte im fernen Germanien ein übelbeleumundeter Kritiker , der sich Jogi nannte , dem fiel die Platte in die Finger. Aber siehe da , der fiese Jogi fand die Platte ganz vorzüglich und schrieb in einer Musikzeitung seines Landes eine lange Laudatio. Da freute sich die Königin aber sehr und produzierte , derartig ermutigt , schnell noch eine Platte. Und da sie immer noch bescheiden war , nannte sie diese "QUEEN II"
Der böse Jogi aber , als er die Platte hörte , zerbrach sie auf dem Kopf seines armen Verlegers ( der ja nun wirklich nichts dazu konnte ) und tat einen gotteslästerlichen Schwur , der nach Überlieferung wie folgt lautete :" Ich mag solche Grütze nicht , nein , solche Grütze mag ich nicht "
Da wurde unsere junge Königin sehr traurig , ja fast schwermütig , sie weinte und weinte , und zu guterletzt kriegte sie eine "Herzattacke" an der sie heute noch dahinsiechen soll. Ihr treuer , alter Hofkantor EMI aber , der ihr Weinen gehört und ihren Herzanfall mitbekommen und heimlich auf Tonband mitgeschnitten hatte , gedachte sie zu rächen. Er ließ Platten von diesem Band machen und brachte sie unter dem Titel " Sheer Heart Attack" unter das verdutzte Volk. Ob der böse Jogi sich über diesen Schachzug geärgert hat , war bei Redaktionsschluß nicht zu erfahren , und wenn er darüberhinaus nicht gestorben ist , dann lebt er noch heute und spielt ab und zu "Keep Yourself Alive" von der ersten Queen LP..
Jogi
QUEEN
A NIGHT AT THE OPERA
Electrola C 062-97 176
Vor langer Zeit hab' ich mir gewünscht , die Queen würden jetzt ganz groß werden , aber nie daran geglaubt. Jetzt sind sie's ( LP und Single in England auf Nr 1 , Amerika wir kommen und so weiter ! )
und ich kann's nicht glauben weil ich's eigentlich nicht mehr will. Kurzum , die Queen sind , meiner Meinung nach , schlechter geworden , die Luft ist raus , oder wie immer man das formulieren möchte
Glaubte ich bei der letzten LP " Sheer Heart Attack" noch an eine Rückkehr zum originellen Hard Rock , so seh ich mich bitter enttäuscht von ihrem vierten Album "A Night At The Opera", die Königin der Nacht wird künstlerisch-künstlich.
Zwar hatte die Band schon immer ein Faible für hochgestochene , bisweilen mystisch-unverständliche Texte und überzüchtete Arrangements . aber aus Art Deco Rock ist nun wirklich barocker Kitsch geworden. Z.T liegt es wohl daran das die übrigen Bandmitglieder , bis auf Taylor , dessen Komposition " I'm in Love With My Car" an die gute Tradition simpler Rocksongs anschließt , nur bombastische Ergüsse von sich zu geben . Und Freddie Mercury weicht ins Lager der Nostalgie aus - zwar gekonnt und mitunter sehr amüsant , aber eine Notlösung
Eine wirklich gute Komposition , wenn sie mich nicht Note für Note an einen alten Byrds - Song erinnern würde : "39" von Brian May. Zum Abschluß dann die englische Nationalhymne " God Save The Queen"
Ob er's wohl schafft ?
I.Schober
Die älteren von uns werden sich noch an die "SOUNDS" erinnern und welchen Stellenwert sie in den 60 & 70er Jahren für den Musikmarkt hatte ! Die Kritiken waren meist "harsch" und teilweise arg unter der Gürtellinie. ( heutzutage unvorstellbar ) Obstruse Newcomer und besonders die Deutschen Elektronik & Krautrock-Bands kamen oftmals sehr gut weg ( außer Jane und Eloy ) , während alteingesessene Internationale Acts regelmäßig zer & verrissen wurden .
hier mal die Original Kritiken aus jener Zeit
QUEEN
Electrola C062-94 519
Traurig, weil kapiert, dass Led Zeppelin nur noch ein schlaffer Luftsack ist, bei Black Sabbath höchstens noch der Dreck unter den Fingernägeln "black" ist, dass es MC 5, Frost, Blue Cheer und SRC nicht mehr gibt? Kein Silberstreif mehr am Heavy-Rock-Heaven? Doch, doch, Queen! Nie gehört? Macht nichts. Ihr, die ihr auf Heavy-Rock steht, das ist eure Platte. (Ich weiß, solche Leute gibt´s unter den SOUNDS-Lesern eigentlich nicht aber ich wage und schreib´s trotzdem). Also, Queen gibt´s schon seit drei Jahren - behauptet jedenfalls der Covertext - und besteht aus Freddie Mercury, Piano; Brian May, Gitarre und Paino; Deacon John, Bass und Roger Meddows-Taylor, Schlagzeug und Percussion.
Und ihre Musik ist - so etwas wie eine perfekte Synthese aus obengenannten Gruppen. (Aber nur zu deren besten Zeiten, wohlgemerkt).
Hat man die Platte auf dem Teller, glaubt man zuerst eine komplette Kompanie Syntehsizer stanze einem das letzte Quentchen Verstand aus der Birne, doch dann nimmt mam mal wieder das Cover zur Hand (weil ja in der Besetzungsliste nichts von Synthesizer stand) und da liest man dann voller Erstaunen folgenden Vermerk: "...and nobody played synthesizer." Wie das? Ja, das ist das Geheimnis von Queen, das eigentlich keins ist. Aber Geduld, ich deck´s auf.
Dieses Geheimnis, das keins ist, ist so´n richtig kleiner Rock-Mythos. Also, Gitarrist Brian May fand in einem abgebrannten englischen Farmhaus einen verkohlten Deckenbalken aus einer ganz seltenen rötlichen Holzart. Aus diesem Balken schnitzte er in monatelanger Arbeit seine berühmte Gitarre. Die Pick-Ups (Burn Tronics) baute er aus einer vergammelten Gitarre aus und lötete sie komplett so um, dass er heute ein ganzes Synthesizer-Orchester auf ihr erklingen lassen kann. Diese Gitarre ist das Fundament der Queen-Musik. Man muss die Platte schon hören, um wirklich zu verstehen, was ich meine.
Kleiner Einschub: Doch irgendwie kamen mir plötzlich Bedenken. Ich dachte: "Wieso hast Du als Schreiber für diese Zeitung eigentlich Bedenken, dass du über eine Gruppe wie Queen schreibst? Die gefällt dir doch unheimlich gut. Wie kommst du eigentlich darauf, dass nach deiner Vorstellung der typische SOUNDS-Leser mit McLaughlin aufsteht und mit Soft Machine zu Bett geht? Es muss doch noch ein paar Leute geben, die auch ein geheimes Faible für so ´ne Musik haben und, wie du, es nicht zugeben wollen oder können."
Zurück zur Queen! Zunächst mal hat die Gruppe das Material für gestandenen Heavy-Rock-Klassiker. Dann ist da, wie gesagt, Brian Mays Traum-Gitarre und zu guter Letzt das Zusammenspiel der Vier und ihre Raumklang-, Chor- und Solo-Gesänge. Tipps: "Keep Youself Alive", auf Seite eins und "The Night Comes Down" auf der Rückseite. Auf dem Jesus-Tripp sind sie auch, eine Nummer heißt schlicht und ergreifend "Jesus". Wenn das aber eine Hommage an ihn ist, dann muss er schon ein ganz schön irrer Typ sein, die Nummer geht zwar sehr soft und pathetisch los, aber dann lässt "Jesus" wahre Metallgewitter auf den Zuhörer los, der bereits, wie ein Pawlovscher Hund, willenlos mit dem Kopf zuckt. Ja, Pathos und speedy Kopfnick-Musik, das ist das einfache und auch alte Rezept für die Queen-Musik. Aber die Zutaten! Die sind´s, die aus dieser Platte ein Stück Musik werden lassen, das den kleinen Grat zwischen banalem Gebumse und Funk-Rock-Klassikern ausmacht.
QUEEN könnte die Platte sein, die manch einer von euch verpasst. - God Save The Queen.
Diese "Plattenbesprechung" ist MO gewidmet.
Jogt
das Debut - Album der Band kam meines Erachtens sehr gut weg und war für mich der Einstieg in die Queen Welt
QUEEN
SHEER HEART ATTACK
EMI C 062-95 025
Es war einmal eine schöne junge Königin , die lebte im fernen England , und deshalb nannte man sie respektvoll Queen. Ihr greiser Hofkantor EMI , über den das Gerücht ging , daß er heimlich mit Südfrüchten handele ( siehe SOUNDS 8/74 ), erkannte schon frühzeitig , daß sie sehr musikalisch war und riet ihr , es doch mal mit einer Plattenaufnahme zu versuchen , einer neuartigen technischen Spielerei , die besonders bei den jungen Leuten in London in Mode gekommen war.
Gesagt , getan Unsere Königin ließ sich mit der Sänfte in ein sog. Studio tragen und produzierte eine Langspielplatte . Und weil sie so bescheiden war , nannte sie diese schlicht "QUEEN" !
Nun lebte im fernen Germanien ein übelbeleumundeter Kritiker , der sich Jogi nannte , dem fiel die Platte in die Finger. Aber siehe da , der fiese Jogi fand die Platte ganz vorzüglich und schrieb in einer Musikzeitung seines Landes eine lange Laudatio. Da freute sich die Königin aber sehr und produzierte , derartig ermutigt , schnell noch eine Platte. Und da sie immer noch bescheiden war , nannte sie diese "QUEEN II"
Der böse Jogi aber , als er die Platte hörte , zerbrach sie auf dem Kopf seines armen Verlegers ( der ja nun wirklich nichts dazu konnte ) und tat einen gotteslästerlichen Schwur , der nach Überlieferung wie folgt lautete :" Ich mag solche Grütze nicht , nein , solche Grütze mag ich nicht "
Da wurde unsere junge Königin sehr traurig , ja fast schwermütig , sie weinte und weinte , und zu guterletzt kriegte sie eine "Herzattacke" an der sie heute noch dahinsiechen soll. Ihr treuer , alter Hofkantor EMI aber , der ihr Weinen gehört und ihren Herzanfall mitbekommen und heimlich auf Tonband mitgeschnitten hatte , gedachte sie zu rächen. Er ließ Platten von diesem Band machen und brachte sie unter dem Titel " Sheer Heart Attack" unter das verdutzte Volk. Ob der böse Jogi sich über diesen Schachzug geärgert hat , war bei Redaktionsschluß nicht zu erfahren , und wenn er darüberhinaus nicht gestorben ist , dann lebt er noch heute und spielt ab und zu "Keep Yourself Alive" von der ersten Queen LP..
Jogi
QUEEN
A NIGHT AT THE OPERA
Electrola C 062-97 176
Vor langer Zeit hab' ich mir gewünscht , die Queen würden jetzt ganz groß werden , aber nie daran geglaubt. Jetzt sind sie's ( LP und Single in England auf Nr 1 , Amerika wir kommen und so weiter ! )
und ich kann's nicht glauben weil ich's eigentlich nicht mehr will. Kurzum , die Queen sind , meiner Meinung nach , schlechter geworden , die Luft ist raus , oder wie immer man das formulieren möchte
Glaubte ich bei der letzten LP " Sheer Heart Attack" noch an eine Rückkehr zum originellen Hard Rock , so seh ich mich bitter enttäuscht von ihrem vierten Album "A Night At The Opera", die Königin der Nacht wird künstlerisch-künstlich.
Zwar hatte die Band schon immer ein Faible für hochgestochene , bisweilen mystisch-unverständliche Texte und überzüchtete Arrangements . aber aus Art Deco Rock ist nun wirklich barocker Kitsch geworden. Z.T liegt es wohl daran das die übrigen Bandmitglieder , bis auf Taylor , dessen Komposition " I'm in Love With My Car" an die gute Tradition simpler Rocksongs anschließt , nur bombastische Ergüsse von sich zu geben . Und Freddie Mercury weicht ins Lager der Nostalgie aus - zwar gekonnt und mitunter sehr amüsant , aber eine Notlösung
Eine wirklich gute Komposition , wenn sie mich nicht Note für Note an einen alten Byrds - Song erinnern würde : "39" von Brian May. Zum Abschluß dann die englische Nationalhymne " God Save The Queen"
Ob er's wohl schafft ?
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@ Wolfgang:
Weia, Super Fleißarbeit, Mensch! Und sehr interessant, denn die Artikel hatte ich noch nicht.
Dank von meiner Seite.
Weia, Super Fleißarbeit, Mensch! Und sehr interessant, denn die Artikel hatte ich noch nicht.
Dank von meiner Seite.
"Menschen sind gut darin, Neues zu erfinden, aber sehr schlecht darin, die Folgen abzuschätzen ... Wie weit darf, wie weit soll Forschung gehen? Und wer zieht eigentlich die Grenze?“
(Aus: "Human Nature", britische Doku von Adam Bolt 2019)
(Aus: "Human Nature", britische Doku von Adam Bolt 2019)
- candyfloss
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Rezi zu 'THE GAME'
"Menschen sind gut darin, Neues zu erfinden, aber sehr schlecht darin, die Folgen abzuschätzen ... Wie weit darf, wie weit soll Forschung gehen? Und wer zieht eigentlich die Grenze?“
(Aus: "Human Nature", britische Doku von Adam Bolt 2019)
(Aus: "Human Nature", britische Doku von Adam Bolt 2019)
Re: NEU: Sammelplatz für Plattenkritiken: QUEEN ...
Der Ausgabe 01/2012 vom musikexpress liegt ein Buch bei, in dem die "Platten des Monats" von 1990-2009 gesammelt sind. Im März 1991 ist dies Innuendo von Queen.
Yours truly
HRH Spick I.
Yours truly
HRH Spick I.