So eine Version gibt es auch ... in Baruth
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So eine Version gibt es auch ... in Baruth
Das hätte ich nicht gedacht, was es so alles gibt ...
INITIATIVE: Baruther Festspiele
Wie ein Pfarrer mit einem Queen-Musical die Kirche in den Ort bringt
BARUTH/MARK - Mit der Kirche hat Josef Friedrich nichts am Hut. „Ich bin Atheist“, sagt der 18-jährige Schüler knapp und selbstbewusst. Dieses Wochenende aber steht Josef gleich zwei Mal vor dem Altar, um die Gemeinde mit aufrüttelnden Reden und lautem Gesang zu begeistern. Gestern hatte in der Baruther St. Sebastians-Kirche das Musical „We Will Rock You“ Premiere, nach den Songs der Glamrock-Superband Queen, inszeniert vom Baruther Pfarrer Georg Thimme. Es sind Baruther Festspiele: 80 Menschen aus dem 1600-Einwohner-Ort machen mit.
Josef Friedrich spielt J. B., den Anführer der Rebellen. Die Rolle passt zu ihm, nicht nur wegen seiner 1,90 Meter und der Lederjacke, auch wegen seiner Bühnenpräsenz: Bis vor kurzem sang er noch in einer Metal-Band. „Aber meine Stimme machte das nicht mehr mit.“ Jetzt singt er „I Want It All“ von Queen.
Auch Pfarrer Thimme ist groß gewachsen und trägt Lederjacke. Er wuchs in Berlin-Lichterfelde auf und kam vor sieben Jahren nach Baruth. Auch er ist einer, der alles will. Oder zumindest keine Scheu hat vor Projekten, die eigentlich zu groß für seine Gemeinde sind. Als der 43-Jährige in Köln das Queen-Stück sah, stand seine Entscheidung sofort fest, es in Baruth zu inszenieren: „Die Musik ist toll, und die Bilder sind gleich in meinem Kopf entstanden.“
Die Handlung des 2005 uraufgeführten Musicals spielt im Jahr 2197: Die „Killerqueen“ (gespielt übrigens von Thimmes Frau) herrscht unumschränkt über die Erde, die Menschen sind zu willenlosen Konsumenten degradiert. Handgemachte Musik gibt es nicht mehr, die alten Rock-Stars sind vergessen. Unterhaltung wird von der Zentrale diktiert. Aber es gibt Rebellen – und das Mädchen Galilea, das Stimmen in seinem Kopf hört: die Texte der Rock-Klassiker.
„Zuerst hat das natürlich nichts mit Kirche zu tun“, räumt Georg Thimme ein. In der kirchlichen Jugendarbeit hätten sie dann aber doch Anknüpfungspunkte entdeckt: In der Geschichte des Mädchens Galilea finde man deutliche Parallelen zu Jesus.
Aber darum geht es bei den Aufführungen nur am Rande. Die Nebelmaschine zischt, die Band (aus Wünsdorf und Berlin hinzugezogen) lässt die E-Gitarren röhren, und in den zweieinhalb Stunden Rock-Oper stehen alle Altersklassen auf der Bühne und ganze Familien. 20 000 Euro kostet die Produktion, Technik und Bühne konnten von der evangelischen Landeskirche geliehen werden, viel wurde von Sponsoren und den Mitwirkenden selbst bezahlt. Denn Förderung gab es für das Projekt dieses Mal nicht mehr, nachdem Georg Thimme in den vergangenen Jahren schon zwei Musicals auf die Bühne gebracht hatte. Die Fahrt zum Kirchentag in Bremen Mitte Mai, wo „We Will Rock You“ drei Mal gezeigt wird, müssen daher die Meisten aus eigener Tasche bezahlen.
Auch der Nicht-Christ Josef Friedrich fährt mit nach Bremen – natürlich, schließlich spielt er eine Hauptrolle. Man könnte das für eine geschickte, stille Missonierung durch Thimme halten. Doch ihm und seiner Co-Regisseurin Katja Schmiedeke (25) geht es darum, die Kirche in den Ort und den Ort zu sich selbst zu holen. „Es gibt so viele tolle Leute hier in Baruth, die hier ihre unterschiedlichen Fähigkeiten zeigen können“, erklärt Thimme. Und bei einem Musical „ist die Hemmschwelle ganz niedrig, auch mal in die Kirche zu kommen“, ergänzt Schmiedeke. Auch dazu kann Freddie Mercurys Erbe also dienen. (Von Jan Sternberg)
Quelle: http://www.maerkischeallgemeine.de/
vom 25.04.2009
INITIATIVE: Baruther Festspiele
Wie ein Pfarrer mit einem Queen-Musical die Kirche in den Ort bringt
BARUTH/MARK - Mit der Kirche hat Josef Friedrich nichts am Hut. „Ich bin Atheist“, sagt der 18-jährige Schüler knapp und selbstbewusst. Dieses Wochenende aber steht Josef gleich zwei Mal vor dem Altar, um die Gemeinde mit aufrüttelnden Reden und lautem Gesang zu begeistern. Gestern hatte in der Baruther St. Sebastians-Kirche das Musical „We Will Rock You“ Premiere, nach den Songs der Glamrock-Superband Queen, inszeniert vom Baruther Pfarrer Georg Thimme. Es sind Baruther Festspiele: 80 Menschen aus dem 1600-Einwohner-Ort machen mit.
Josef Friedrich spielt J. B., den Anführer der Rebellen. Die Rolle passt zu ihm, nicht nur wegen seiner 1,90 Meter und der Lederjacke, auch wegen seiner Bühnenpräsenz: Bis vor kurzem sang er noch in einer Metal-Band. „Aber meine Stimme machte das nicht mehr mit.“ Jetzt singt er „I Want It All“ von Queen.
Auch Pfarrer Thimme ist groß gewachsen und trägt Lederjacke. Er wuchs in Berlin-Lichterfelde auf und kam vor sieben Jahren nach Baruth. Auch er ist einer, der alles will. Oder zumindest keine Scheu hat vor Projekten, die eigentlich zu groß für seine Gemeinde sind. Als der 43-Jährige in Köln das Queen-Stück sah, stand seine Entscheidung sofort fest, es in Baruth zu inszenieren: „Die Musik ist toll, und die Bilder sind gleich in meinem Kopf entstanden.“
Die Handlung des 2005 uraufgeführten Musicals spielt im Jahr 2197: Die „Killerqueen“ (gespielt übrigens von Thimmes Frau) herrscht unumschränkt über die Erde, die Menschen sind zu willenlosen Konsumenten degradiert. Handgemachte Musik gibt es nicht mehr, die alten Rock-Stars sind vergessen. Unterhaltung wird von der Zentrale diktiert. Aber es gibt Rebellen – und das Mädchen Galilea, das Stimmen in seinem Kopf hört: die Texte der Rock-Klassiker.
„Zuerst hat das natürlich nichts mit Kirche zu tun“, räumt Georg Thimme ein. In der kirchlichen Jugendarbeit hätten sie dann aber doch Anknüpfungspunkte entdeckt: In der Geschichte des Mädchens Galilea finde man deutliche Parallelen zu Jesus.
Aber darum geht es bei den Aufführungen nur am Rande. Die Nebelmaschine zischt, die Band (aus Wünsdorf und Berlin hinzugezogen) lässt die E-Gitarren röhren, und in den zweieinhalb Stunden Rock-Oper stehen alle Altersklassen auf der Bühne und ganze Familien. 20 000 Euro kostet die Produktion, Technik und Bühne konnten von der evangelischen Landeskirche geliehen werden, viel wurde von Sponsoren und den Mitwirkenden selbst bezahlt. Denn Förderung gab es für das Projekt dieses Mal nicht mehr, nachdem Georg Thimme in den vergangenen Jahren schon zwei Musicals auf die Bühne gebracht hatte. Die Fahrt zum Kirchentag in Bremen Mitte Mai, wo „We Will Rock You“ drei Mal gezeigt wird, müssen daher die Meisten aus eigener Tasche bezahlen.
Auch der Nicht-Christ Josef Friedrich fährt mit nach Bremen – natürlich, schließlich spielt er eine Hauptrolle. Man könnte das für eine geschickte, stille Missonierung durch Thimme halten. Doch ihm und seiner Co-Regisseurin Katja Schmiedeke (25) geht es darum, die Kirche in den Ort und den Ort zu sich selbst zu holen. „Es gibt so viele tolle Leute hier in Baruth, die hier ihre unterschiedlichen Fähigkeiten zeigen können“, erklärt Thimme. Und bei einem Musical „ist die Hemmschwelle ganz niedrig, auch mal in die Kirche zu kommen“, ergänzt Schmiedeke. Auch dazu kann Freddie Mercurys Erbe also dienen. (Von Jan Sternberg)
Quelle: http://www.maerkischeallgemeine.de/
vom 25.04.2009
"Menschen sind gut darin, Neues zu erfinden, aber sehr schlecht darin, die Folgen abzuschätzen ... Wie weit darf, wie weit soll Forschung gehen? Und wer zieht eigentlich die Grenze?“
(Aus: "Human Nature", britische Doku von Adam Bolt 2019)
(Aus: "Human Nature", britische Doku von Adam Bolt 2019)
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Das Mädchen Galilea?? Deutliche Parallelen zu Jesus???? Wieso zieht Queenmusik eigentlich immer so viele seltsame Vögel an: stille Missionierung - ich fasse es nicht. Gut dass es Sponsoren gibt, die dabei helfen, die Hemmschwelle zur Kirche niedriger zu machen, damit auch Atheisten in Lederjacken das Heil erfahren...